Überlegungen zu einem neuen Zählsystem im Tischtennis
Eine der zentralen Forderungen an ein zeitgemäßes Spielsystem sollte die Planbarkeit der Gesamtlänge eines Tischtennispunktspiels sein.
H.W. Gäb fordert in seinem Artikel Darum brauchen wir neue Regeländerungen im Tischtennis diese Verbesserung und schlägt nach einer festgelegten Zeit einen Entscheidungsball vor.
Warum ist die Planbarkeit wichtig? Für Gäb sollten Tischtennisspiele kompatibel mit der Planung von Fernsehzeiten sein.
Da mag er zwar Recht haben, für mich sind allerdings andere Gründe entscheidend:
Die Freizeitbeschäftigung Tischtennis steht in Konkurrenz mit anderen Freizeit- Familien- und Berufsverpflichtungen. Daher sollten wir in der Lage sein, den Aktiven ein System zu präsentieren, das sich mit einem möglichst guten Endzeitpunkt in die weitere Tagesplanung integrieren lässt, und dies nicht zu Lasten des Spiels geht.
Wie können wir uns an eine bessere Planbarkeit im Tischtennis heranarbeiten?
Eine Veränderung des Spielsystems z.B. auf 3er Mannschaften verkürzt die durchschnittliche Gesamtlänge. Aber es verbessert die Planbarkeit nicht. Diese liegt weiterhin an zwei Dingen. Auch bei 3er Mannschaften kann das Ergebnis 6:0 oder 5:5 bzw. in der Bundesliga 3:0 oder 3:2 heißen.
Eine Idee wäre, alle Spiele durchzuspielen, wie das heute bereits in Holland und in der Schweiz gemacht wird.
Trotzdem hätten wir weiterhin das Problem, daß jedes Einzel 3:0 bis 3:2 also bis zu 2/3 unterschiedlich lang sein könnte.
Hier lohnt es sich einmal über den Charakter des Mannschaftsspiels nachzudenken. In der Diskussion um die Verkleinerung der Mannschaftsstärke ist mir immer wieder die Sorge um den Mannschaftssport begegnet.
Aber was tun wir für den Mannschaftssport? Unsere Spiele sind die Addition von Einzelspielen, die in einer für die schwächeren Spieler ungünstigen Reihenfolge ausgetragen werden.
Auch wenn wir dies gerne wollen: Tischtennis ist kein Mannschaftssport.
Wenn wir uns Ideen aus anderen Sportarten leihen, könnte der Staffellauf ein interessantes Vorbild sein.
Beim Staffellauf treten auch nicht 2 Läufer gegeneinander an, sondern immer die kompletten Staffeln.
Die bestechende Idee wäre, ein mehr an Mannschaft in ein Punktspiel einfließen zu lassen. Dies wäre durch das Vorbild des Staffellaufs umzusetzen.
Warum spielen wir nicht einfach in jeder Begegnung eine festgelegte Anzahl von Sätzen z.B. 3 oder 4. Diese Sätze zählen alle in das Endergebnis.
Es gibt also keine gewonnenen oder verlorenen Spiele mehr, sondern jeder Spieler kämpft um eine festgelegte Zahl an Sätzen.
Du kannst also für Dein Team 4 Sätze (Punkte) holen. So hat der schwächere Spieler auch die Möglichkeit mit einem „ergatterten“ Satz etwas für sein Team beizutragen.
Der grundlegende Gedanke liegt darin, daß es innerhalb eines Tischtennis Mannschaftskampfes keine Notwendigkeit gibt, einen Sieger in den einzelnen Begegnungen zu ermitteln.
Wenn wir nicht mehr auf Sieg sondern auf Sätze in einem Tischtennis Punktspiel spielen, hat dies also mehrere Vorteile:
- deutlich bessere Planbarkeit eine Tischtennisspiels durch eine feste Anzahl von Sätzen
- jeder Satz ist wichtig und auch spannend
- ein Satzgewinn führt bei schwächeren Spielern zu Erfolgserlebnissen
Diesem Gedanken folgend, kann man sogar noch einen Schritt weiter gehen. Wir spielen in jeder Begegnung eine festgesetzte Anzahl an Punkten aus z.B. 40 oder 60 Punkte. Damit ist jeder Ball wichtig und der schwächere Spieler hat alle Möglichkeiten in seinem Rahmen etwas zu erreichen. Für das Team wäre es wichtig, ob er 5, 10 oder sogar 15 Punkte holt.
Dies könnte allerdings den Charakter des Spiels ändern. Man müsste es einfach mal ausprobieren.
Sicherlich ließe sich das Satzsystem eher durchsetzen, da sich weniger ändert, da es in jedem Satz immer noch einen Gewinner gibt.
Aber auch das System „jeder Punkt zählt“ bietet neue interessante Aspekte. Wann kann ich eine bestimmte Zahl an Punkten für mich als Erfolg werten? Spiele ich gegen einen als schwächer eingestuften Gegner ein 35:25; ist das dann noch ein Erfolg?
Ein weiterer Vorteil beider Systeme ist die flexiblere Regulierung der Spieldauer eines Tischtennisspiels.
Wenn wir z.B. im 4er Paarkreuzsystem heute (2 Doppel, 8 Einzel) heute bis zum 6. Punkt spielen, könnte man die 10 Spiele ausspielen. Nach dem „Satzsystem“ würden wir pro Begegnung 4 Sätze ausspielen, also 40 Sätze insgesamt.
Wenn nun festgestellt wird, daß die 40 Sätze zu lange dauern, ändert man die Anzahl pro Begegnung auf 3 Sätze und hätte 25% Zeitersparnis.
Sieg und Niederlage wird damit nicht abgeschafft. Auf jedem Tischtennis Turnier wirst Du weiterhin gewinnen und auch verlieren.
Und auch im Punktspiel wird jeder seine gewonnenen und verlorenen Sätze oder Punkte zählen. Statt 1:1 Spiele hat man dann z.B. 5:3 Sätze oder 73:47 Bälle gespielt.
Möglicherweise ließe sich gerade durch das Ballsystem in Kombination mit den neuen TTR Werten ein intelligentes Vorgabesystem entwickeln, was Spieler unterschiedlicher Stärke in einer Staffel antreten lassen könnte. Dies wäre z.B. bei weiter rückgängigen Spielerzahlen ein vorteilhafter Aspekt.
Es gibt auf jeden Fall andere Möglichkeiten als einen Entscheidungsball nach einer festgelegten Zeit, um unseren Punktspielen im Tischtennis einen planbareren Zeitrahmen zu bringen.
Kommentar von Daniel |
Guten Abend,
Super Artikel - Danke! Die Planbarkeit und Vereinbarkeit mit anderen Hobbys oder Veranstaltungen halte ich auch für sehr wichtig um in Zukunft ein Breitensport zu bleiben.
Die Umstellung auf ein System mit je 3 Sätzen je Einzel - und alle Sätze zählen wäre super für die Planbarkeit und stärkt den Mannschaftssport.
--- bitte einbringen/einreichen !!!!!!!
"Jeder Punkt zählt" halte ich für nicht so geeignet - das Erlebnis knappe Sätze zu gewinnen verschwindet; man wäre gezwungen selbst bei einer sehr ungleichen Paarung jeden Punkt zu machen ohne den anderen mitspielen zu lassen (das könnte sehr frustrierend werden für manche und den Gegner echt fertig machen will auch keiner...)....