Politik & Tischtennis: Wie steht die SPD zum Thema Sport / Tischtennis?
Frage 1:
Wie beobachten sie die Entwicklungen im Vereins- und Breitensport generell und besonders im Bezug auf den Tischtennissport?
Antwort:
Sport bringt täglich viele Menschen zusammen – Jung und Alt, Frauen und Männer sowie Menschen mit und ohne Behinderungen. Und zwar, unabhängig von ihrer Nationalität und ihrer religiösen, politischen und sexuellen Orientierung. Sport und Sportvereine vermitteln Werte wie Fairness, Respekt und Teamgeist. Sie bieten die Chance, leistungsfähiger zu werden, eigene Grenzen auszuloten, das eigene Wohlbefinden zu verbessern und das Selbstbewusstsein zu stärken.
In Deutschland sind mehr als 27 Millionen Menschen in über 90.000 Sportvereinen organisiert. Somit ist der Sport ein Grundelement unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Diesen Wert gilt es auch zukünftig zu sichern.
Dem Deutschen Tischtennis-Bund gehören fast 10.000 Vereine mit rund 670.000 Mitgliedern an. Damit ist Tischtennis eine verbreitete und beliebte Sportart. Die Zahlen von Menschen, die ohne Vereinsbindung in ihrer Freizeit Tischtennis spielen, steigen wieder. Diese Entwicklung gilt es vom organisierten Sport zu nutzen, um weitere Mitglieder an sich zu binden.
Frage 2:
Wir erleben einen Rückgang der Mitgliederzahlen in den Vereinen und im Nachwuchsbereich, speziell im Mädchentischtennis. Wie kann die Politik dem entgegenwirken?
Antwort:
Für den Sport ist die Heranführung junger Menschen wichtig, um in Zukunft weiterhin Bestand zu haben. Die SPD hat in der laufenden Legislaturperiode dafür gesorgt, dass die Voraussetzungen für die Vereine verbessert wurden, um Nachwuchs zu gewinnen. Dazu gehört die Anpassung der Sportanlagenlärmschutz-Verordnung (SALVO) – zu häufig konnten in der Vergangenheit Sportvereine neue Mannschaften nicht gründen, da ihnen die Lärmschutz- Bestimmungen zu strenge Auflagen gegeben haben.
Ein weiteres Anliegen der SPD ist es über die Wahlen hinaus, dass die Sportanlagen im Land saniert werden. Nur mit funktionierenden Sporthallen bzw. -plätzen haben die Vereine die Möglichkeit Nachwuchs zu gewinnen und langfristig an sich zu binden. Im Jahr 2015 hat die Bundesregierung das neue Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ auf den Weg gebracht. Es ist Teil des Zukunftsinvestitionsprogramms der Bundesregierung. Bis 2018 werden dafür insgesamt 140 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Im Jahr 2017 hat auf Druck der SPD die Bundesregierung das Programm um weitere 100 Millionen Euro aufgestockt, so dass 50 weitere Projekte (fast alle aus dem Bereich Sport) gefördert werden können.
Wir unterstützen mit besseren Rahmenbedingungen für den Sport die Gewinnung von neuen Mitgliedern und schaffen das Fundament für eine bessere Nachwuchsarbeit.
Frage 3:
Einer kontinuierlichen Vereinsarbeit und sportlicher Betätigung steht oft die Diskrepanz zwischen Arbeitszeit-, Ort und Fahrzeit gegenüber. Wie steht Ihre Partei zu dieser Problematik (Vereinbarkeit Arbeit und Sport) und besitzen Sie Lösungsansätze für die bessere Vereinbarkeit?
Antwort:
Sportvereine leben von ihren Mitgliedern, die sich ehrenamtlich engagieren. Hier wollen wir deshalb vor allem Regelungen auf den Prüfstand stellen, die von Vereinsmitgliedern an uns herangetragen wurden und das ehrenamtliche Engagement unnötig bürokratisch belasten.
Mit der unter Frage 2 dargestellten Anpassung der Sportanlagenlärmschutz-Verordnung haben wir eine weitere Hürde beseitigt – die Ausübung von sportlichen Aktivitäten in den Morgen- bzw. Abendstunden.
Für den Spitzensport hingegen hat die Bundesregierung in den letzten Jahren mehrere Programme zur Umsetzung der Dualen Karriere beschlossen. Denn allzu häufig müssen sich junge Athletinnen und Athleten zwischen einer beruflichen und einer sportlichen Karriere entscheiden. Um diesen – aus sportlicher Sicht – Irrsinn vorzubeugen, möchten wir in Zukunft eine Kombination aus beiden Karrieren ermöglichen. Nur wenn der Sport weiterhin in dem Alltag der Menschen zu integrieren ist, schaffen wir eine gesicherte Zukunft für die Vereine in Deutschland.
Frage 4:
Welche Maßnahmen wurden und werden zur Förderung des Breitensports getroffen?
Antwort:
Die Sportpolitik und ebenso die Sportförderpolitik in Deutschland beruht auf den Prinzipien der „Autonomie des Sports, der Subsidiarität der Sportförderung sowie der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Organisationen des Sports“. Die Stärke des deutschen Sports wird nicht zuletzt darin gesehen, dass er sich selbst organisiert und seine Angelegenheiten in eigener Verantwortung regelt. Für den Breitensport sind die wesentlichen Träger des organisierten Sports die Sportvereine, die zumeist in Kreis-, Bezirks- und Landesfachverbänden organisiert sind.
Die Länder fördern im Rahmen ihrer Kulturhoheit nach Artikel 300 GG speziell den Sportstättenbau, den Schul- und Hochleistungssport, die Arbeit der Sportorganisationen im Breiten- und Leistungssport sowie den Spot mit besonderen Zielgruppen. Insgesamt gaben die Bundesländer im Jahr 2016 rund 526 Millionen Euro für die Sportförderung aus. Davon gehen mehr als die Hälfte an die Landessportbünde und die Sportinstitutionen, die die Mittel zu Förderung des Breitensports sowie des Spitzensports in den Bundesländern nutzen.
Der Bund konzentriert sich auf die Förderung des Spitzensports in Deutschland. Dennoch hat die SPD in der letzten Legislaturperiode mit der SALVO, mit Förderprogrammen für die Sportinfrastruktur und mit dem Ende des Kooperationsverbots die Grundlage für 3,5 Milliarden Euro Investitionen in Schulen (und damit auch in die Sporthallen) gelegt. Wir sehen neben den notwendigen Investitionen in die Sportstätten die Stärkung des Ehrenamtes als weiteren Baustein, um den Breitensport in Deutschland zu fördern.
Frage 5:
Wie steht ihre Partei zu der aktuellen Förderung? Haben Sie andere Ideen oder Maßnahmen, die sie gerne umsetzen möchten?
Antwort:
Mit erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern, mit begeisterten Fans und mit den vielen Millionen interessierten Menschen, sichern wir den Sport. Die Reform des Leistungssports in Deutschland zwischen dem DOSB und dem BMI begrüßen wir ausdrücklich, da sie die Erfolge deutscher Athletinnen und Athleten nachhaltig sichern möchte. Jede Reform hat zum Ziel alte Strukturen aufzubrechen und neue Wege zu gehen. Daher sind die Ansätze der Reform zu unterstützen. Jedoch hätten wir uns eine breitere Debatte in der Gesellschaft gewünscht, damit für die Menschen deutlich wird, wohin sich „Sport-Deutschland“ entwickelt.
Mit unserem Antrag zur Spitzensportreform nehmen wir die Athletinnen und Athleten in den Mittelpunkt. Neben einer Basisunterstützung für weniger erfolgreiche Sportarten, fordern wir bessere Rahmenbedingungen. Darin enthalten sind die Duale Karriere zu verwirklichen, die Etablierung einer eigenständigen Athletenvertretung zu unterstützen, ein Konzept zur Alterssicherung von Athletinnen und Athleten zu erarbeiten, bessere Arbeitsbedingungen für Trainerinnen und Trainer zu schaffen, die Olympia- und Bundesstützpunkte nach objektiven Kriterien zu behandeln, den Erhalt und die Modernisierung der Sportinfrastruktur sowie die Gleichstellung von olympischen und paralympischen Sport.
Die Fördermittel für den Sport sind in dieser Wahlperiode um 36 Millionen Euro erhöht worden, also ein Plus von 30 Prozent, und damit so stark gestiegen wie in keiner Wahlperiode zuvor. An diesen positiven Entwicklungen möchten wir gerne anknüpfen.
Schließlich ist die beste Werbung für den Sport (auch für den Tischtennis), wenn wir international erfolgreiche Athletinnen und Athleten haben, die in ihrer Disziplin kämpfen.
Frage 6:
Wie können Sie einen Tischtennisspieler überzeugen, ihre Partei zu wählen?
Antwort:
In dem „Regierungsprogramm 2017 bis 2021“ der SPD wird der Sport mit einem eigenen Abschnitt (Seiten 72/73) behandelt als auch punktuell in anderen Zusammenhängen gespiegelt. Die wichtigsten Aspekte des Sports werden hierbei erfasst. Der Union hingegen scheint der Sport egal zu sein – anders ist nicht zu erklären, weshalb sportbezogene Themenstellungen nur sehr knapp gefasst sind. Keine Aussagen zu dringend notwendigen Investitionen in die Infrastruktur, keine Aussage zum Ehrenamt, keine Aussage zum Behindertensport, keine Aussage zur dualen Karriere oder zum Kampf gegen Doping. Wer eine gute Politik für den Sport möchte, muss die SPD wählen. Zu den aufgeführten Punkten hat die SPD in ihrem Regierungsprogramm klar Stellung bezogen – die Union schweigt hingegen.
Die Athletinnen und Athleten entscheiden am 24. September nicht nur darüber, wohin SportDeutschland steuert, sondern welche Politik die nächsten Jahre verfolgt wird. Deutschland ist ein starkes Land, aber es wird zu wenig in die Zukunft investiert. Deutschland ist ein wohlhabendes Land, aber der Wohlstand kommt nicht bei allen an. Mit einem kraftlosen
„Weiter so“ lässt sich die Zukunft nicht gewinnen. Die Menschen in Deutschland haben mehr verdient: mehr Respekt vor ihrer Leistung, mehr Mut zur Gestaltung und vor allem mehr Gerechtigkeit.
Wir sind überzeugt: Deutschland kann mehr.